Was ist mit den Emotionen nur an Weihnachten los?

Was ist mit den Emotionen nur an Weihnachten los?

Was löst Weihnachten für Emotionen in uns aus?

Weihnachten – die Zeit der Besinnlichkeit, der Liebe, der Familie. Oder? Merkt ihr es auch? Diese unfassbaren Erwartungshaltungen, die mit dieser Zeit einhergehen. Plötzlich scheint es, als müssten wir alle rechtzeitig Bilder von den schönsten Weihnachtsmärkten posten, die harmonischste Familie am Tisch versammeln und dabei die perfekte Mischung aus Vorfreude und Gelassenheit ausstrahlen.


Wir lieben uns alle. Wir freuen uns alle aufeinander. Wir haben alle die gleichen Vorstellungen davon, wie Weihnachten zu verlaufen hat. Oder zumindest wird uns das suggeriert. Und was passiert, wenn diese Vorstellungen nicht unserer Realität entsprechen?

Ich spüre es selbst. Ein innerer Mangel, der sich einschleicht. Der Gedanke, dass ich auf zu wenigen Weihnachtsmärkten war, zu wenig Freunde getroffen habe. Dass meine Familie nicht intakt ist und ich meine Brüder und meinen Schwager nicht am Weihnachtsbaum in die Arme schließen werde. Keine gemeinsame Gans, weil wir ohnehin zu viele Vegetarier sind.

Und dann merke ich: Halt, stop. Das ist in Ordnung. Es ist okay, dass meine Weihnachtsrealität anders aussieht. Ich habe die Menschen um mich, die mir unglaublich viel bedeuten. Die Momente, die es gibt, sind genau die richtigen für uns. Und die Liebe? Die ist da.

Meine Fülle – nicht die, die mir suggeriert wird

Der Mangel, den ich spüre, ist nicht real. Er entsteht durch die Bilder und Geschichten, die uns über Medien, Filme und Social Media als Ideal verkauft werden. Doch meine Fülle sieht anders aus. Sie ist meine ganz persönliche Version von Glück und Erfüllung. Und das ist genug.

Weihnachten und der Wunsch nach Harmonie

Trotzdem begegnet mir diese Sehnsucht nach dem perfekten Weihnachten immer wieder – besonders in meiner Arbeit als Mediatorin. Es ist erstaunlich, wie oft Menschen kurz vor Weihnachten versuchen, Konflikte zu lösen, die sich über Monate oder gar Jahre aufgebaut haben. Der Familiensegen soll noch schnell vor den Feiertagen geradegerückt werden. Ein hehrer Wunsch, aber ist das wirklich realistisch?

Das Erste, was ich in solchen Situationen mache, ist den Zeitdruck herauszunehmen. Ja, wir können vor Weihnachten starten. Ja, wir können einen Notplan erstellen. Aber die Erfüllung – die echte, nachhaltige Lösung – braucht Zeit. Sie braucht Offenheit, die Bereitschaft zuzuhören, und das Verlangen, wirklich zu verstehen. All das ist nicht mit einem festlichen Countdown zu erzwingen.

Was bringt uns ein augenscheinlich harmonisches Weihnachten, wenn wir uns an Silvester schon nicht mehr in die Augen sehen können?

Schmerz zulassen und den Zauber erleben

Ein weiterer wichtiger Aspekt in der Mediation – und auch im Leben – ist es, den Schmerz zuzulassen. Schmerz nicht zu betäuben oder zu ignorieren, sondern ihn in seiner ganzen Fülle zu spüren. Denn nur, wer sich dem Schmerz stellt, kann ihn wirklich überwinden und daraus Kraft ziehen.

Der Zauber, etwas eigenständig geschafft zu haben, etwas aus eigener Kraft zu heilen und wieder zusammenzuführen, ist unbeschreiblich. Es macht das Ergebnis umso wertvoller und kostbarer. Und vielleicht ist genau das die Botschaft, die wir uns für Weihnachten mitnehmen sollten: Es geht nicht darum, alles perfekt zu haben. Es geht darum, ehrlich zu sein – mit uns selbst und mit den Menschen, die uns wichtig sind.


Weihnachten, wie es zu uns passt

Wenn ich an Weihnachten denke, möchte ich nicht die Version feiern, die mir über Social Media und Filme vorgelebt wird. Ich möchte meine Version feiern. Eine, die nicht perfekt ist, aber echt. Eine, in der es weniger um äußeren Glanz geht und mehr um die Verbindung zu den Menschen, die mir wichtig sind.

Vielleicht müssen wir uns alle ein bisschen von den Erwartungen lösen, die uns übergestülpt werden. Vielleicht liegt der wahre Zauber von Weihnachten nicht darin, alles richtig zu machen, sondern darin, es für uns selbst richtig zu machen.


Was ist eure Version von Weihnachten? 
Vielleicht ist es an der Zeit, sie zu entdecken und zu feiern – 
ganz ohne Druck.